Wo tritt besonders häufig Aquaplaning Wasserglätte auf? Diese Frage stelle ich mir jedes Mal wenn es regnet und ich hinters Steuer steige.
Als leidenschaftlicher Autofahrer habe ich mich intensiv mit diesem Thema auseinandergesetzt und teile heute mein Wissen mit dir.
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Was ist Aquaplaning überhaupt?
Aquaplaning ist ein gefährliches Phänomen bei dem deine Reifen den Kontakt zur Straße verlieren und auf einem Wasserfilm schwimmen.
In diesem Moment kannst du weder lenken noch bremsen. Dein Auto wird unkontrollierbar.
Das Tückische daran: Es passiert plötzlich und ohne große Vorwarnung. Selbst moderne Fahrassistenzsysteme wie ESP oder ABS können dir dann nicht mehr helfen.
Ich erinnere mich noch genau an mein erstes Aquaplaning-Erlebnis. Auf der A8 bei Stuttgart fing es plötzlich an zu regnen. Als ich an einer leichten Senke vorbeifuhr, verlor mein Auto für etwa zwei Sekunden jede Reaktion auf meine Lenkbewegungen. Diese zwei Sekunden fühlten sich wie eine Ewigkeit an. Seitdem fahre ich bei Nässe deutlich vorsichtiger.
Die Top 5 Gefahrenstellen für Aquaplaning auf der Regenfahrbahn
Nicht alle Straßenabschnitte sind gleich gefährlich. Bei starker Nässe bilden sich an bestimmten Stellen regelrechte Aquaplaning-Hotspots.
1. Spurrillen: Die versteckten Wasserfallen
Spurrillen sind der Klassiker unter den Aquaplaning Gefahrenstellen.
Diese Vertiefungen entstehen durch ständige Belastung schwerer Fahrzeuge und sammeln Regenwasser wie kleine Kanäle. Besonders die rechte Fahrspur auf Autobahnen und stark befahrenen Bundesstraßen ist betroffen.
Das Wasser kann in diesen Rillen nicht gut abfließen und bildet gefährliche Wasseransammlungen.
Profi-Tipp: Fahre bei Nässe versetzt zu den Spurrillen um die tiefsten Wasseransammlungen zu vermeiden.
2. Senken und Unterführungen: Wassermagnete
Tieferliegende Straßenabschnitte wie Senken und Unterführungen sind natürliche Sammelbecken für Regenwasser.
Hier fließt das Wasser hin und kann sich stauen wenn die Entwässerungssysteme überlastet oder verstopft sind. Ich habe schon erlebt wie sich in manchen Unterführungen nach Starkregen regelrechte kleine Seen bilden können.
3. Kurven: Doppeltes Risiko
In Kurven wird es besonders kritisch. Durch die Querneigung sammelt sich das Wasser oft an der kurvenäußeren Seite.
Gleichzeitig brauchen deine Reifen genau hier maximalen Grip um die Seitenführungskräfte zu übertragen. Bei Aquaplaning ist diese Kraftübertragung gestört und dein Fahrzeug kann unkontrolliert ausbrechen.
4. Straßen mit schlechter Entwässerung
Die Bauweise einer Straße entscheidet ob Wasser schnell abfließen kann oder nicht. Straßen brauchen eine ausreichende Querneigung von mindestens 2,5% um Regenwasser effektiv abzuleiten.
Fehlt diese oder sind die Drainagesysteme verstopft, bildet sich schnell ein gefährlicher Wasserfilm. Ältere Straßen ohne sichtbare oder funktionierende Entwässerungseinrichtungen sind besonders anfällig für Rutschgefahr bei Nässe.
5. Autobahnen und mehrspurige Bundesstraßen
Auf diesen Straßenkategorien ist das Risiko besonders hoch weil:
- Hier tendenziell höhere Geschwindigkeiten gefahren werden
- Oft Spurrillen durch schwere LKWs entstehen
- Besonders die rechte Fahrspur stark belastet ist
- Nach Überholmanövern und schnellen Spurwechseln erhöhte Gefahr besteht
Eine besonders berüchtigte Strecke ist übrigens die A81 im Main-Tauber-Kreis. Zwischen den Anschlussstellen Tauberbischofsheim und Ahorn kommt es laut Polizeiberichten immer wieder zu schweren Aquaplaning-Unfällen.
Welche Faktoren erhöhen das Aquaplaning Risiko?
Neben den Straßenbedingungen spielen weitere Faktoren eine entscheidende Rolle, die die Wasserglätte begünstigen können.
Wasserhöhe: Weniger ist mehr
Bereits ab 2,5 mm Wassertiefe kann Aquaplaning auftreten. Je mehr Wasser auf der Straße steht, desto niedriger ist die Geschwindigkeit bei der deine Reifen aufschwimmen.
Standardisierte Reifentests finden übrigens bei 7 mm Wassertiefe statt was schon eine erhebliche Menge darstellt. In Spurrillen oder Senken können sich deutlich tiefere Wasseransammlungen bilden.
Geschwindigkeit: Der größte Risikofaktor
Die Fahrgeschwindigkeit ist der dominierende Faktor bei Aquaplaning. Mit steigender Geschwindigkeit haben deine Reifen immer weniger Zeit das Wasser effektiv zu verdrängen.
Ab etwa 80 km/h wird es kritisch. Aber Vorsicht: Bei ungünstigen Bedingungen kann Aquaplaning auch schon bei deutlich niedrigeren Geschwindigkeiten auftreten.
Reifenzustand: Deine Lebensversicherung
Der Zustand deiner Reifen entscheidet maßgeblich über deine Sicherheit bei Nässe.
Profiltiefe:
- Gesetzliches Minimum: 1,6 mm (absolut unzureichend bei Nässe)
- Experten empfehlen: mindestens 3 mm für Sommerreifen und 4 mm für Winterreifen
- Kritisch wird es unter 3,5 mm Profiltiefe
Wie der ADAC in seinen Reifentests nachweist, können gute Neureifen mit ausreichender Profiltiefe bei 7 mm Wassertiefe Aufschwimmgeschwindigkeiten von über 90 km/h erreichen.
Reifenbreite: Breitere Reifen müssen mehr Wasser verdrängen und haben längere Fließwege für das Wasser. Sie neigen daher eher zu Aquaplaning als schmalere Reifen.
Reifendruck: Sowohl zu niedriger als auch zu hoher Reifendruck erhöht das Aquaplaning Risiko. Ein 30% zu niedriger Druck kann das Risiko stark ansteigen lassen.
Der TÜV Saarland weist darauf hin, dass regelmäßige Kontrollen des Reifendrucks wichtig sind, um optimalen Schutz gegen Aquaplaning zu gewährleisten.
Straßenoberfläche: Offenporig ist besser
Die Beschaffenheit der Straßenoberfläche spielt eine wichtige Rolle. Offenporiger Asphalt (auch „Flüsterasphalt“ genannt) kann Wasser schnell in seine Hohlräume aufnehmen und ableiten.
Dadurch wird die Bildung eines gefährlichen Wasserfilms verhindert. Glatte dichte Fahrbahnbeläge begünstigen hingegen die Bildung eines geschlossenen Wasserfilms.
Die Bundesanstalt für Straßenwesen forscht intensiv an Lösungen für bessere Straßenentwässerung und den Einsatz von offenporigem Asphalt zur Vermeidung von Aquaplaning-Hotspots.
So erkennst du drohendes Aquaplaning
Achte auf diese Warnsignale, wenn du bei Nässe unterwegs bist:
- Lautere rauschende Wassergeräusche aus den Radkästen
- Plötzlich sehr leichtgängige Lenkung
- Unerklärliche Drehzahlschwankungen oder Motorgeräusche
- Aufleuchtende ESP-Kontrollleuchte
- Kaum sichtbare Fahrspuren vorausfahrender Fahrzeuge
- Starke Gischt an den Rädern anderer Autos
Je früher du diese Anzeichen erkennst, desto besser kannst du reagieren, bevor es zu spät ist.
Richtig reagieren wenn es passiert
Sollte es trotz aller Vorsicht zu Aquaplaning kommen:
- Ruhe bewahren! Panik verschlimmert die Situation nur
- Fuß vom Gas nehmen und bei Schaltgetriebe auskuppeln
- Nicht bremsen solange die Reifen keinen Grip haben
- Lenkrad gerade halten und keine hektischen Lenkbewegungen machen
- Bei Automatikgetriebe die Fahrstufe nicht wechseln
- Warten bis die Reifen wieder Kontakt zur Fahrbahn haben
Eine kontrollierte Reaktion ist entscheidend. Dein Ziel ist es, Geschwindigkeit abzubauen ohne dabei die Kontrolle komplett zu verlieren.
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Häufig gestellte Fragen zu Aquaplaning
Ab welcher Geschwindigkeit tritt Aquaplaning auf?
Als Faustregel gilt: Ab etwa 80 km/h steigt das Risiko deutlich.
Die tatsächliche Geschwindigkeit hängt aber von vielen Faktoren ab wie Reifenzustand, Wassermenge und Straßenbeschaffenheit.
Bei ungünstigen Bedingungen kann es auch schon bei 50-60 km/h auftreten.
Welche Reifen sind am besten gegen Aquaplaning?
Laufrichtungsgebundene Reifen mit V- oder U-förmigem Profildesign leiten Wasser besonders effizient von der Mitte nach außen ab.
Spezielle Regenreifen bieten maximale Leistung bei Nässe.
Achte beim Reifenkauf auf gute Nasshaftungswerte auf dem EU-Reifenlabel.
Hilft ESP bei Aquaplaning?
Leider nein. Moderne Fahrassistenzsysteme wie ESP oder ABS können bei vollständigem Aquaplaning nicht mehr helfen da sie den Kontakt der Reifen zur Fahrbahn benötigen.
Sie können erst wieder eingreifen wenn die Reifen erneut Grip bekommen.
Was tun wenn ich eine Wasserfläche nicht umfahren kann?
Wenn du eine Wasserfläche nicht umfahren kannst:
- Geschwindigkeit deutlich reduzieren vor dem Erreichen der Wasserfläche
- Gleichmäßig geradeaus fahren ohne zu lenken oder zu bremsen
- Gas wegnehmen aber nicht komplett vom Gas gehen
- Vermeide ruckartige Bewegungen während der Durchfahrt
Wie erkenne ich Aquaplaning-Gefahr bei Nacht?
Bei Nacht ist es besonders schwierig, Wasseransammlungen zu erkennen. Achte auf:
- Spiegelungen im Scheinwerferlicht
- Fehlende Reflexionen der Fahrbahnmarkierungen
- Ungewöhnlich glänzende Fahrbahnoberflächen
- Reduziere vorsorglich deine Geschwindigkeit wenn es regnet und du nachts unterwegs bist
Fazit: Vorsicht ist besser als Nachsicht
Als Fahrer liegt es in deiner Verantwortung die Gefahrenstellen zu erkennen und dein Verhalten anzupassen.
Die beste Technik kann dir nicht helfen wenn du die physikalischen Grenzen missachtest. Mit den richtigen Reifen, vorausschauender Fahrweise und angepasster Geschwindigkeit kommst du auch bei Regen sicher ans Ziel.
Besondere Vorsicht ist überall dort geboten wo besonders häufig Aquaplaning Wasserglätte auftritt. Fahre langsamer, prüfe deine Reifen regelmäßig und bleib wachsam wenn du bei Nässe unterwegs bist.